Kleinere Texte

01-2019


 


Heute möchte ich einen Menschen würdigen, den ich sehr schätze.


 


Ich meine ich schätze grundsätzlich erst mal alle Menschen und alle meine Freunde natürlich besonders. Von daher fühlt es sich etwas seltsam an, nun einen einzelnen Menschen so heraus zu stellen. Daher ist es mir wichtig zu sagen, dass ich andere Menschen ebenfalls sehr schätze. Ich hoffe, es fühlt sich niemand zurück gesetzt dadurch.


 


Jedenfalls, es handelt sich um Terry Swartzberg.


 


Warum stelle ich gerade ihn so heraus? Nun, er bringt eine Seite zum Klingen bei mir, von der ich zwar wusste, das sie da ist, die ich aber immer eher in eine private Ecke verbannt habe. Aber jetzt bin ich wieder bei mir und nicht bei Terry, also zurück zu Terry: ich bewundere insbesondere alle Menschen, die nicht in Deutschland geboren und aufgewachsen sind und die sich angesichts der unerträglich schlimmen Geschichte von Deutschland überhaupt getraut haben, jemals einen Fuß in dieses Land zu setzen. Die angesichts des aufkeimenden Rechtsrucks mit der AfD nicht schreiend abreisen. Ich glaube, wenn ich hier nicht geboren und aufgewachsen wäre, ich wäre niemals hierher gekommen, freiwillig. Aber jetzt bin ich schon wieder bei mir. Terry. Terry ist Journalist und Campaigner.


 


Terry Swartzberg's Familie hat einige Angehörige im sogenannten dritten Reich verloren. Er kam trotzdem. Er ist schon mehrere Jahrzehnte da. Das alleine finde ich schon sooooo mutig. Doch es kommt noch besser. Terry sagt, statistisch ist Deutschland das sicherste Land für Juden. Vor Israel und Amerika. Wer hätte das gedacht? Also um sich und seine jüdischen Glaubensgeschwister davon zu überzeugen, dass Deutschland sicher ist, trägt er seit 6 Jahren eine Kippa in der Öffentlichkeit und privat. Lustige Kippas. Oh, vielleicht kanntet ihr ihn vorher schon. Ich schreibe also gar nichts neues? Ich kannte ihn jedenfalls noch nicht. Eine seiner Kippas ist im Museum für deutsche Geschichte in Bonn ausgestellt. Er tritt für einen"joyous, embracive judaism" ein, ein "freudiges, umarmendes Judentum", ein offenes, freies, fröhliches Judentum. Er hat keine Angst. Er will aufklären: Juden sind Juden. Mitmenschen. Leider wurden sie in der deutschen Geschichte öffentlich verteufelt. Das hat zu der Katastrophe schlechthin geführt: dem zügellosen Hass, dem Massenmord. An Juden. An Homosexuellen. Politisch anders denkenden. Vor allem: an Juden. Auf der Hass-Skala standen sie ganz oben. Es gibt 6 Millionen jüdische Opfer, das ist die größte Opfergruppe des Hasses. Daher finde ich es berechtigt zu sagen, das Leiden der Juden während des sogenannten dritten Reiches und lange davor war unvergleichlich

Damit sich so eine Tragödie nicht noch einmal ereignen kann, werden die Opfer nun durch ein einmaliges Kunst-Projekt gewürdigt. Niemand soll vergessen werden. #weRemember. Terry Swartzberg setzt sich mit der Initiative Stolpersteine München e.V. dafür ein, dass die Opfer nicht vergessen werden. Auch die Euthanasie-Opfer, auch die homosexuellen Opfer, alle Opfer des Nazi-Hasses, die in München gewohnt haben. Ehemalige Nachbarn, sozusagen.


 


Und als weitere Maßnahme der Prävention, für ein "joyous, embracive judaism" hat er nun J.E.W.S. e.V. gegründet, eine Initiative, die Kontakte mit Juden für Jugendliche fördern und einen bewussten Umgang mit der Geschichte vermitteln will. Berührungsängste mit Juden soll dadurch vorgebeugt, bzw. falls schon vorhanden, abgebaut werden. Ich finde das ein sehr wichtiges Projekt. Denn wir sehen ja am Beispiel der Muslime, dass es gerade in solchen Orten die größten Vorbehalte gibt, in Chemnitz und Dresden mit Pegida, wo es kaum oder gar keine Muslime gibt.


 


Das Verständnis füreinander wächst mit dem Kontakt. Die Zuneigung und Liebe für unsere Mitmenschen wächst mit dem Kontakt. Insofern finde ich nicht nur die Idee des "joyous, embracive judaism" fantastisch, ich fände es gut, wenn jede Glaubensgemeinschaft, jeder Mensch dies anstreben würde, damit wir alle freudig und angstfrei miteinander leben: Juden, Muslime, Christen, Buddhisten, Atheisten, ... embracive islam, embracive christianity, embracive budhism, embracive atheism als Ergänzung zu joyous, embracive judaism. Terry hat übrigens sehr viele muslimische Freunde, was ich auch toll finde. In diesem Sinne wünsche ich uns allen - Frieden.


 


Mehr zu Terry Swarzsberg findet ihr hier


www.swartzberg.com

www.stolpersteine-muenchen.de

https://de.wikipedia.org/wiki/Terry_Swartzberg

https://en.wikipedia.org/wiki/Terry_Swartzberg